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Phu Quoc

Ich wollte schon immer dahin wo der Pfeffer wächst und da ist diese Insel eine der ersten Adressen. Die Fährüberfahrt hatte ich schon im voraus von Saigon aus gebucht. Morgens um 7 Uhr sollte es los gehen….

…..gings dann auch aber ohne mich. Meine Reservierung galt für die Nachmittagsfähre …Stand ja auch dick und fett auf meinem Ticket ….in vietnamesisch….Wenn man nicht alles selber macht ; ). Ich bin der erste an Bord des Tragflächenschnellbootes. Der Steward weist mir meinen Platz zu und keine 5 Minuten später halten zwei Busse voller Nordvietnamesen.  Alle stecken im feinsten Sonntagszwirn und sind ausgestattet mit Kappe und Jacke vom Reiseveranstallter. Es ist Ferienzeit …..

….und das es eng werden könnte hab ich Tags zuvor schon erfahren. Ein fast verhungertes deutsches Ehepaar ist mir in der letzten Nacht noch über den Weg gelaufen(nicht einfach in Rach Gia ein gutes Restaurent zu finden). Die zwei haben ca. 20 verschiedene Vermieter angefragt und nur Absagen erhalten. AUSGEBUCHT….

Die Fähre rauscht zügig aber auch lautstark wie ein Jet übers Wasser. Kleine Miniinseln und Fischerboote sorgen für Abwechslung. Es herrscht Traumwetter und ich stell mich gedanklich schon auf eine Nacht unter freiem Himmel(aber Palmen) ein.

Keine 2 Stunden später machen wir am Pier von Ham Ninh fest. In windeseile werden nicht nur viele kleine Vietnamesen sondern auch Tonnen von Gütern aus dem Schiff befördert. Eine weiter halbe Stunde später setzt mich ein Pickup im Zentrum von Duong Dong dem Hauptort der Insel ab. Ich steuere direkt den ersten Tauchshop an und nachdem ich genügend Interesse geheuchelt habe frage ich nach der absolut günstigsten Bleibe im Ort. Das Hotel steht direkt nebenan …..ohne Klima bin ich mit 150.000 Dong dabei…nettes Zimmer….eigenes Bad…und vom Gemeinschaftsbalkon sogar Seeblick. In € bin ich also mit 5,60 dabei. Das deutsche Pärchen hatte wahrscheinlich einfach in der falschen Preisklasse angefragt : (!?

Kurzer Matratzentest…mhh…bestanden. Der Rucksack bekommt sein Plätzchen in der Ecke und spätestens als mir am Strand die erste Getränkekarte unter die Augen kommt, …wird klar…da bleibt er wohl auch bis auf weiteres stehen…1 € der Cocktail

Die Straße vor meinem Hotel sah bei meiner Ankunft noch ziemlich zugemölt und verlassen aus. Nach der ersten Ortsrunde…..auf den 2. Blick ist sie nicht wiederzuerkennen. Rechts und links reiht sich ein Straßenrestaurent ans andere. Hier wurde in windeseile der sogenannte „Nachtmarkt“ aufgebaut. Von überal her strömen die Touris(mehrheitlich Deutsche) an diesem Hotspot zusammen. Da hab ich ja zufällig das beste Haus am Platz erwischt…

Kein Wunder, daß man beim Tauchen oder Schnorcheln nicht viele Meerestiere zu Gesicht bekommt…..

…Sie liegen alle hier….

…….auch die, die als ausgestorben galten..

Ich sollte die kommenden Tage kräftig meinen Anteil zum Artenrückgang im Golf von Thailand beitragen.

Aber nicht heute…..Da gabs die besten Schaschlick(Rind) ever!!

Ich mach also auch was gegen den Klimawandel. Je weniger Rindviecher auf diesem Planeten desto besser ; ).

Und ich hatte kaum bestellt, als mir zwei Teilnehmer der Mekongdeltatour über den Weg laufen, Liam und Jean aus Australien(alte Bekannte)…im Laufe des Abends sollen sich noch Hendrik aus Deutschland, Claes aus Schweden und Erin aus Australien dazu gesellen(neue Bekannte).

Seafood und Cubalibre sind nicht alles auf der Insel. Seit 10 Jahren ist sie Nationalpark und der wartet darauf entdeckt zu werden. Für einen Dollar am Tag geht das mit dem Fahrrad und das wahr auch mein fester Vorsatz(UNGELOGEN).

Phu Quoc ist etwas größer als unser Usedom und die Temperaturen liegen jetzt im „Winter“ bei über 30 Grad. Ok…hier gibts natürlich keinen Winter sondern nur Regenzeit und Trockenzeit….Und in der stecken wir gerade.

Am Bikeverleih angekommen stehen 10 nagelneue Tandems…..Das wars. Ich würde mich bei dem Wetter mit nem normalen Rad vieleicht umbringen ….mit nem Tandem ganz sicher!!!

Der Vermieter versucht mir eisern ein Moped aufzuschwatzen….Ich wehre mich eine Weile. Dann nennt er mir den Preis und das Geschäft ist besiegelt.

Es ist zwar der älteste Ofen der Insel…aber mit 3,50 € am Tag auch der günstigste.. Wie sich noch rausstellen soll auch mit Abstand der Schnellste : ).

Ich entscheide mich zuerst für einen Abstecher in den Süden. Die erste Tankstelle übersehe ich….Der Schweiß fließt noch mehr als nötig. Mehr als heiße Luft steckt hier keiner in den Tank wenn er Roller vermietet. Dann find ich doch noch eine und mache mich aus dem Staub…..

Ne Quatsch…..Wenn man hier fast alles machen kann ….aber garantiert nicht aus dem Staub!!!!

Die Piste führt direkt an der Küste entlang. Ich halte immer wieder um die Fischer zu beobachten…..Sieht alles etwas anders aus als zu Hause..

Und ehe ich mich versehe….sind diese Fischer auch schon dabei mich abzufüllen. Ich hatte mir zum Mittag eine kleine, unscheinbare Bretterbude im Nichts ….aber am Ufer ausgesucht. Dann haben mich die 3 lustigen 4 zu sich rüber gewunken.

Sowas ähnliches wie Matjessalat und Gemüse….eingerollt in eine Reisteigoblate…..dazu Reisschnaps……Ein Traum!!!

Böse nur wenn der Traum sich zu einer Endlosschleife entwickelt…….“und minütlich grüßte die Matjesrolle UND DER SCHNAPSS“

Ich kann gar nicht so schnell essen und trinken wie mein Gegenüber für mich rollt und mein Nebenmann den Schnaps nachschenkt!!! Und was hab ich zuerst gelernt über Asiaten…..immer aufessen und austrinken was Dir angeboten wird : (. Nun ist einer der Herren auch noch genauso alt wie ich und das heißt hier immer eine Runde……. Schnapstrinken mit Altersgenossen sollte sich tatsächlich zu einem Eckpfeiler meines Vietnamaufenthaltes entwickeln….

Nach gefühlten 100 Versuchen mit Körpersprache klarzumachern, daß nix mehr reingeht(essenstechnisch)…und ich auch noch wieder aufs Moped muß, schaff ichs tatsächlich mich los zu reißen….

Wohlwissend um die Gefahren kurzer Zwischenstopps fahre ich jetzt durch bis an den Südzipfel, nach An Thoi. Die kleine Hafenstadt sieht den normalen Touri nur weil er von hier aus mit Charterbooten zu einer kleinen Inselgruppe aufbricht….Tauchen, Schnorchel…Da sollten wir auch noch enden…Dazu aber später…

An Thoi ist auch der Fischereihafen der Insel. Ich kann mich an andere Häfen erinnern wo Fischer einige Riesenfische an Land gebracht haben. Hier bringen sie abertausende Minifische nach Hause….

Aus den Sardellen oder auch Anchovis genannt macht man  die berühmt berüchtigte asiatische Fischsoße. Egal in welchem südostasiatischen Restaurent Du Dich nieder läßt, sie steht garantiert auf dem Tisch. Ihr Geruch ist so stark, daß die Amerikaner  den Vietkong früher manchmal schon 10 Meilen gegen den Wind riechen konnten.

Hier scheint nicht nur jeder nen Roller sondern auch ein Boot zu haben….

…..chancenlos die kleinen Dinger…..

…..Da enden sie als „Herbarium“ am Traumstrand….

Gleich um die Ecke liegt einer der Traumstrände die auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Tatsächlich sind die besten Plätze in fester Hand des vietnamesischen Millitärs. Kambodscha ist genau wie Vietnam der festen Überzeugung einen rechtmäßigen Anspruch auf dieses Paradies zu haben. Da hilft nur Waffenklappern und Zähnefletschen….Es ist zumindest das einfachste….

Dann gehts zurück auf der Hauptstraße der Insel und rechts und links und unter Dir bauen sie wie die Teufel. Die alten Sandpisten werden in einigen Jahren der Vergangenheit angehören. Und die Tage der spärlichen Behausungen der Einheimischen sind sicher auch gezählt.

Auf eigene Faust ist immer gut…….Ab und zu machts aber auch wieder Sinn auf eins der Tourangebote einzugehen, erst recht wenn sie so günstig sind wie hier. Für 15 Dollar buchen Hendrik und ich eine Tagestour zu den kleineren Inseln im Süden…

Bevors aufs Schiff geht hält unser Bus erst einmal an einer der Austernfarmen. Zucht, Verarbeitung und Vermarktung in einer Hand….Der halbstündige Stop macht das Angebot für den Veranstallter lukrativ.

Dann gehts in An Thoi aufs Schiff… Das Wetter ist ein Traum, die Aussicht auf die Küste und die kleinen Inseln ist es auch.

Der erste Schnorchelstop entpuppt sich als wahres Abenteuer. Kaum im Wasser fühlt man wie es knistert….wie Brausepulver auf der Haut. Ok…das ist halt so. Dann wirds nach einigen Zügen immer unangenehmer. Waren es am Anfang nur Kleinstteile der Nesseltiere…..so sind die Quallen im Ganzen nach 10 Minuten nicht mehr zu übersehen. Der Versuch im Slalom den Weg zurück zum Schiff zu finden wird abgebrochen und es heißt einfach Tempo machen…Augen zu und durch….

Wir wechseln den Standort und ankern vor einer Traumkulisse…..Keine Quallen….aber auch kaum anderes Getier. Die sehe ich am Abend wieder auf dem Nachtmarkt..on the Rocks..

Wärend wir das Wasser unsicher machen zaubert das Team ein Mittagessen.

Was auf dem Tisch steht ist reichlich und die Auswahl ist auch riesig. Alleine dafür kann man mal 15 Dollar ausgeben.

Dann gehts wieder zurück an Land und mit dem Bus zum nächsten Traumstrand.

Das sollte auch mein letzter Strandtag auf diesem Trip sein. Der Rucksack wartet schon ungeduldig darauf weiter getragen zu werden und die nächsten Ziele liegen im zentralen Hochland Vietnams.

Es werden sicher einige Jahre ins Land gehen bis ich wieder einen Fuß auf diese Insel setze….wenn überhaupt….Wahrscheinlich würde  ich sie nicht wiedererkennen.

Die Jungs geben kräftig Gas….Ok, die Mädels auch….Tatsächlich sind mir schon Baustellen begegnet wo nur Frauen geschuftet haben. Sehr emanzipiert die südostasiatische Baubranche!!!

Nach einem letzten Sonnenuntergang unter Palmen entscheide ich mich für 20 Dollar Mehrkosten aber dafür einer Zeitersparnis von 12 Stunden den Flieger zurüch nach Saigon zu nehmen.

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