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Easy Rider Part I

Schon vor Wochen stand mein Entschluß fest in Dalat eine Tour mit den Easy Rider’s zu machen. Reichlich Mundpropagande haben mich verdammt neugierig gemacht. Mit dem Motorrad gehts in 3 Tagen quer durchs vietnamesische Hochland mit dem Endziel Na Trang an der Küste. Vor etwa 20 Jahren soll ein einheimischer Lehrer auf Idee gekommen sein. Mein Guide heißt Titi und ist jetzt seit 16 Jahren im Geschäft. Sein Gästebuch quillt über mit Lobpreisungen….Mal sehen was Titi so drauf hat…..

Ich habs mir gerade auf dem Rücksitz bequem gemacht, als wir schon wieder anhalten. Nur wenige Blöcke vom Hotel entfernt betreten wir eines der Wohnhäuser und stehen mitten in einer Tofumanufaktur. Erinnert an Käseherstellung, nur ist hier Sojamilch die Basis…..Fleischfresser wie ich bin halten wir uns nicht lange auf…..

3 Familienmitglieder sind am Schaffen und sehen nicht gerade glücklich dabei aus. Wenn ich erst denke das liegt daran das Titi hier die Touris reinschleppt….bin ich dann doch der Meinung es liegt an der Uhrzeit. Und immerhin wandert auch ein Geldschein aus Titis Tasche auf die Werkbank.

Am Stadtrand dann der zweite Halt….Eine Gärtnerei…..Blumen…..

Vieleicht hätte wir vorher ein kurzes briefing machen sollen?? …..Damit Titi weiß wo der Hase hinlaufen soll!!

Aber auch hier ist es nur ein kurzer Stop und kaum raus aus der Stadt bietet sich ein irrer Blick über die Landschaft

Man muß sich vor Augen halten in welchem Tempo sich die Landschaft und das Leben für die Menschen im letzten Jahrhundert hier verändert hat. Vor 50 Jahren gabs nur dichten Dschungel mit ein par matschigen Schlammpisten…….

……dann sorgt der Amerikaner mit flächendeckenden Bombardements und Napalm dafür, daß kaum ein Baum stehen bleibt. Neben den Gewächshäusern erinnert noch ein Tower an den US-Air-Force Stützpunkt den es hier mal gegeben hat. Zu Kriegszeiten war das zentrale Hochland, die heutige Provinz Dak Lak besonders umkämpft.

Wie nach dem 2. Weltkrieg in Teilen Europas(Deutschland, Polen) kam es nach dem Vietnamkrieg auch hier zu waren Völkerwanderungen. Wärend Deutschland eine ganze Weile in Ost und West geteilt war, gab es in Vietnam ne Zeit lang Nord und Süd(bis zum Ende des Krieges). Und das vieleicht  nur weil sich Deutschland für ein par Jahre in Frankreich breit gemacht hatte…..Sonst wären die Franzosen wohl noch heute Kolonialmacht!!??

Wo früher Dschungel war wächst heute Kaffee in x-verschiedenen Sorten und bringt die eine oder andere Familie, die bettelarm aus dem Norden hier angesiedelt wurde zu bescheidenem Reichtum….. Für einige können wir „bescheiden“ sogar streichen. Wir passieren dutzende von sogenannten „Kaffeevillen“, die direkt neben den alten Bretterbuden aus dem Boden schießen.

Und wärend sich Deutschland in den letzten Jahren zur weltweiten Nummer 2 im Export von was auch immer mauserte, haben’s die Vietnamesen zur Nummer 2 beim Kaffeeanbau gebracht(ok, Masse is nich = Klasse)……Und wir Deutsche sind dann sogar Abnehmer Nummer 1….ein Teufelskreis, der auch satte Gewinne für den „kommunistischen“ Fiskus bedeutet.

Aus Bambus zaubern die Leute hier wirklich alles…..

Und was man alles aus Reis machen kann ist auch erstaunlich…….

….in diesem Fall Nudeln

…..die Jungs arbeiten……

……und der Chef kümmert sich um den Nachwuchs. Laut Titi ein ehemaliger hoher Parteikader……In der freien Wirtschaft gibts anscheinend mehr zu verdienen.

Das hatten wir schonmal……Neue Besen fegen gut……

Das hier ist ein „Echter Spinner“……

Und das ist der Nachwuchs……eine Seidenraupe……Erst heutet sie sich einige male und dann gehts los: Sie fängt an zu spinnen!!

Sie wickelt sich selbst in einen knapp einen Kilometer langen Seidenfaden ein……

Und der Mensch wickelt sie nach 10 Tagen wieder aus….Vorher hat er sie aber abgekocht…..

Die Seide wandert in die Stoffproduktion …. die Raupe zurück in die Nahrungskette um das liebe Vieh satt zu machen.

Nach soviel Input wird der Kopf wieder etwas durchgelüftet. Es geht zum Elefantenwasserfall…..

Und dem nahe liegenden Tempel….

…..Die buddistische Gottheit der Kartentricks ….wenn sie in den kurzen Pausen zwischen dem Nägel Schneiden und Feilen mal Zeit zum Tricksen findet!!

Und für alle die mehr auf  Tee als auf Kaffee abfahren…..auch davon gibts reichlich…

Nicht alle Bevölkerungsgruppen profitieren vom Kaffeeanbau so wie es angesiedelte Nordvietnamesen und die Partei tun. Die Region wird von zahlreichen ethnischen Minderheiten bevölkert. Über 50 verschiedene …..

Ob ihnen mit Titis Süßigkeiten weitergeholfen ist?

entwaldete Hügel ……manchmal soweit das Auge reicht…

und immer wieder Kaffee…

Überall wo wir auftauchen bleibt die Arbeit für einen Moment ruhen und es wird uns was zu trinken angeboten.

Mittagspause machen wir in einem Straßenrestaurent……Es gibt Reis B……

Mein Führer in voller Größe!

Ja was man nich alles aus Reis machen kann hatte ich schon mal gesagt? Brantwein aus vergorener Reismaische…..

Man merkt Titi seine lange Erfahrung schon daran an, daß er schon weiß wann mir der A.. weh tut bevor es ich es weiß. Immer wieder mal schmeißt er mich vom Motorad und läßt mich ein Stück laufen……Natürlich dann wenn’s sich auch lohnt und die Aussicht super ist.

Reisfelder über Reisfelder……Reis macht teilweise 80 % der Nahrung in Süsostasien aus. Ich zähl mich ja selbst mehr zu den Kartoffel- und Beilagenessern….. Auf Dauer müßte ich mir den Reis schon schön reden:

(Mhhh ..120.000 verschiedene Arten..328 für jeden Tag des Jahres…sehr lecker)

Beim Fliesenlegen ist das mittlerweile out aber Reis verlegt man meistens noch im Nassbettverfahren…

ziemlich arbeitsaufwändig das Ganze…….

Dann haben wir den ersten Platten auf dieser Tour…

In fast allen Dörfern wimmelt es von Haustieren. Das sind „minority Pig’s“ eklärt mir Titi. Klingt nicht sehr „polite“ find ich.

Ich wollte noch dichter ran…..aber seine Mimik hat mir davon abgeraten….

Diese Familie lebt von 2 Hektar Land zum Kaffeeanbau und ein par Seidenraupen.

Das ist jetzt mal kein Schnaps sondern Tee der hier reichlich fließt.

Mais, Soja und Manjok(wenn man das so schreibt) sind auch allgegenwärtig.

Es ist unglaublich was so alles in einen Tag paßt!! Wir besuchen dutzende verschiedene Häuser…Familien…

Überall werden wir freundlich empfangen.

Hier stellte sich mal wieder raus der Hausherr ist so alt wie ich….Da gabs natürlich erstmal Schnaps ; )

Einige Vietnamesen sind aus dem Mekongdelta in die Region gezogen. Sie bewohnen Häuser am Flußufer oder schwimmende Wohnungen.

Sie leben haupsächlich vom Fischfang.

Und immer wieder entwaldete Landstriche…..

3 verschiedene Dörfer ethnischer Minderheiten fahren wir an……

Niemand scheint sich daran zu stören, daß wir einfach so in die Häuser latschen und in die Kochtöpfe gucken.

Man beachte die Hausbar ….. Reisschnaps, Reisschnaps…..und….Reisschnaps….

Tag 1 auf der Tour neigt sich dann doch dem Ende. Der Chip in der Kamera ist fast zum 2. Mal voll(nur heute)

Ich hab Glück mit dem Zimmer für die Nacht. Definitiv eine Preisklasse über meiner üblichen.

…..direkt am See gelegen. Ich schaffe gerade so ein Bier und falle danach sofort in den Tiefschlaf.

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