Das Ende meiner Easy-Rider-Rundreise heißt Na Trang, Vietnams aufstrebende Tourismushochburg. Die letzten Kilometer ist das Südchinesische Meer unser ständiger Begleiter und zu gerne würde ich weitere x-male anhalten und knipsen….und filmen. Aber Titis Geduld mit mir ist am Ende. Er muß heute noch gute 250 km Rückweg bewälltigen und denkt nicht daran vorm Feierabend nochmal anzuhalten. Ich laß die Kamera einfach weiter laufen…. Hab keine Ahnung wo genau Titi mich jetzt absetzten will….Ich bin ja nich der erste der mit ihm unterwegs ist…..Termine hab ich nicht, also was solls.
Sao Mai Hotel….Ich bin kaum runter vom Motorad da höre ich schon „wir sind voll“. Es dauert ne Weile bis ich Titi ausgezahlt und sein Poesiealbum ausgefüllt habe. Auf meine Frage nach alternativen, preisgünstigen Unterkünften empfiehlt mir die Chefin ihr Partnerhotel, mit Seeblick an der Promenade für 15€ das Zimmer. Dass mir das zu teuer ist scheint sie mir schnell an meiner Grimasse abzulesen, denn plötzlich ist doch noch was im Mehrbettzimmer frei für sagenhafte 4€…ich ziehe ein.
Ich lieg keine 5 Minuten in der Koje, da betreten zwei Holländer das Zimmer. Edwin und Paul, vor 4 Tagen haben wir in Dalat bei reichlich Bier eine Karaokebar so lange in Schach gehalten, dass unsere Namen ganz sicher ans „Schwarze Brett“ gekommen sind ….Kategorie: BESONDERS UNMUSIKALISCH und EINFACH NICHT GEHEN WOLLEN. Man muß dazu sagen, selbst die Kneipen in Vietnam neigen dazu gegen 10 Feierabend zu machen(aber nicht mit uns). Heute sehen die beiden etwas mitgenommen aus. Einer der beiden hatte sich die letzte Nacht vorm Hotel erst ein Wortgefecht mit nem Einheimischen geliefert ….am Ende warens 10 kleine prügelnde Vietnamesen gegen zwei größere Holländer. Und es bedurfte eines vorbeifahrenden Motorollers und einer fachmännisch durgeschwungenen Eisenstange um den größeren der beiden letztlich nieder zu strecken. Da bin ich ja mal gespannt auf Na Trangs Nachtleben.
Gegenüber befindet sich eine der unzähligen Tauchbasen der Stadt. Die Jungs wissen immer am besten was man machen soll und wovon man lieber die Finger läßt. Ich treffe Elias, Tauchleherer aus Russland…..nach 10 Minuten hat er mir nen Stadtplan so voll gekritzelt mit Tips, dass ich gut 2 Wochen hier bleiben könnte ohne mich zu langweilen. Das WiFi darf ich auch kostenlos nutzen….Mensch, verdammt gute Aussichten für diesen Reiseblog : )! Spielst Du Fußball?.. ist seine nächste Frage. Mhh…meine Treter hängen seit 3 Jahren am Nagel….kein Ballkontakt seit dem…also kalter Entzug. Eine Stunde später kick ich mit einer multikulti Auswahl an Tauchlehren aus halb Europa auf dem Kunstrasen um die Ecke. Die nächsten Tage passiert das öfter(und es geht noch:)). An einem der Abende feiert der Eigner der Basis seinen 40….Der Laden ist brechend voll mit Russen die alle irgendwelche Geschäfte hier im Ort am Laufen haben. Geld spielt keine Rolle und ich gönne mir nen zweiten Löffel vom echten Kaviar. Was meine 9 Jahre Schulrussisch wert sind(NIX) merk ich, als ich beim Anstoßen ein russisches „Gesundheit“ zum besten gebe….Elias zieht mich beiseite und erklärt mir, dass kein Russe beim Anstosse „Gesundheit“ sagt wenn er jünger als 80 ist. Wenn überhaupt ein Universalwort, dann „Dawai“(Vorwärts)…..
Meine Fusi-Buddies, Elias und Marcus, seit über 10 Jahren raus aus Deutschland und bis heute keinerlei Anzeichen von Heimweh.
Ich verbringe mehrere Tage hier und mache nix anderes als mit diesem Blog den Geschehnissen hinterher zu rennen. Bevor bei irgendwem Mitleid aufkommt….es gibt auch eine Bar in dieser Tachbasis ; ). Alles was die Tourismushochburg NaTrang eigentlich ausmacht geht total an mir vorbei. Es nieselt täglich über Stunden so vor sich hin….Die Sicht in diesem „Top-Tauchrevier“ ist zur Zeit b……und die Tauchlehrer jammern über 28 Grad Wassertemperatur(viel zu kalt zum Tauchen). Also auch für mich kein Grund abzutauchen……….
….aber abzudampfen und zwar mit nem Nachtbus ins kleine „Schneiderstädtchen“ Hoi An…..Normalerweise reist man in Vietnam mit sogenannten „open-bus-tickets“ für nen Appel und nen Ei….Normalerweise….Jetzt feiert das Land das neue Jahr und wirklich jeder Vietnamese scheint unterwegs zu sein. Die Nachfrage verdoppelt meine Reisekosten für die nächsten Wochen….Nix mit „EVP“…Sozialismus is nich gleich Sozialismus!
Es ist gegen 7 Uhr, früher morgen, als ich in im Bilderbuchstädchen Hoi An eintrudle. Hierher ziehts frisch vermählte Pärchen zum „Honeymoon“. Der Vietnamkrieg hat den Ort verschont und so fühlt man sich teilweise um 150 Jahre zurückversetzt…..So alt oder älter sind die meisten Häuser im alten Zentrum.
Kleine Gassen….autofreie Hauptstrassen…..Die Zeit scheint langsamer zu laufen…..
Langsamer wächst hoffentlich auch der Hausschwamm…..Obwohl ich nicht sicher bin ob er nicht sogar eine tragende Rolle bei der Statik einiger Gebäude spielt.
In der Regenzeit sollen die Hauser noch abenteuerlicher aussehen….. Der Gedanke einmal mit dem Rasenmäher über die Hausdächer.. oder mit dem Trimmer immer an der Wand lang ist gar nicht so abwägig
Ein Restaurent reiht sich ans andere und bei den Tiefpreisen muß ich hier keinen Hunger Leiden. Im Gegenteil ….. 1 Kilo Körperfett gehört zu meinen Hoi An Souveniers!
Der Fluß und die Lage am Meer sorgten dafür, dass Hoi An schon vor Jahrhunderten von enormer Bedeutung für den Handel im südostasiatische Raum war ….diese Lage kann aber auch von Nachteil sein. In den 60igern des 20. Jahrhunderts stand das Flußwasser so hoch, dass nur noch die Dächer der Unesco Weltkulturerbestadt aus den Fluten ragten.
Nirgends ein Hauch von Hektik………
…..bei keinem irgendwelche Anzeichen von Stress. Zwei Wörter die im vietnamesischen Vokabular vieleicht gar nich zu finden sind.
Bisher warens die Rikscha und Tuk Tuk Fahrer die versucht haben bein den Touris ein par € locker zu machen, hier sinds am Flußufer die Fährleute…..
Und Klientel gibt’s reichlich. Ich muß mich zwar nirgends mit anderen Reisenden an den Sehenswürdigkeiten rum drängeln…..Mache aber auch nen großen Bogen wenn hochgehaltene Schilder eine greise Karawane von Kreuzfahrern ankündigen.
Es ist zwar Sonntag aber geputzt wird trotzdem …
…..und kräftig in die Pedale getreten……ob nun für lauffaule Hoi An Besucher…..
oder zum Abtransport von Grünzeug. Das sprießt tatsächlich überall ….aus Regenrinnen …. jeder Ritze im maroden Gemäuer!!
Dann schüttets mal wieder heftig im Urlaubsparadies und jeder versucht seinen A. ins Trockene zu kriegen….das ganze auszusitzen(liegen)….alle viere(zweie) von sich zu strecken…Zeit ist sowieso relativ.
Manch einer ist natürlich auf so was vorbereitet und lässt sich nicht von seinem Tagwerk abhalten.
Kaum ist’s wieder trocken wird weiter gemacht….geputzt…gestrichen und vor allem, geschmückt!
Nachts zeigt sich, Hoi An ist nicht nur die Hauptstadt der Schneider und Schuster, sondern auch der Lampen und Lampions.
Nun gibt’s drum rum auch jede Menge zu sehen und da muß doch wieder mal ein Roller her. Kaum raus aus der Altstadt offenbart sich die Armada die für ständigen Nachschub auf den Tellern der Lokale sorgt.
Die trauen sich tatsächlich mit solchen Nußschalen auf’s große Wasser.
Na hauptsache die Fahne wird hochgehalten!!!
Was hier vor mir unterwegs ist sind vietnamesische „Weihnachts-,Neujahrsbäume“.
Ne gute halbe Stunde außerhalb der Stadt ragen riesige Marmorberge aus der sonst ziemlich platten Landschaft.
Dutzende Werkstätten rund um die Kolosse zaubern kleine und riesige Kunstwerke aus dem Gestein. Gut für uns: Vor einiger Zeit ist den Vietnamesen klar geworden, dass sie sich mit dem Marmorabbau aus touristischer Sicht das Wasser abgraben. Jetzt wird der Rohstoff nur noch importiert und uns bleibt die schöne Aussicht….
…und ein klasse Spot für Klettereinsteiger…
Schon von weitem ist auf einem dieser Marmorriesen eine Tempelanlage auszumachen. Noch gehts nur über diese Treppen zu den alten Gemäuern…Der Fortschritt macht aber auch um Vietnam keinen Bogen und jetzt baut man tatsächlich nen Fahrstuhl….
Mangels Fahrstuhls scheinen sich auch keine Kreuzfahrer hier her zu verirren und außer mir geistert nur eine Hand voll anderer Touris durch die Anlagen.
Nach einigen Tagen Tempelabstinenz halt ich mich mal wieder länger hier auf.
Auch und gerade weil die Baumeister diverse Höhlen im Gestein gleich in den Tempel integriert haben. Teilweise zappenduster…da sind die Fotos allesamt im digitalen Schredder gelandet.
Der einzige Möch weit und breit war gefühlte 142 Jahre alt und machte sich beim Anblick meiner Kamera erstaunlich schnell aus dem Staub. Und so mach ich’s jetzt auch….Nordvietnam leidet unter einer Kältewelle…Sogar die Kühe legt’s bei eisigen Temperaturen auf die Seite. Das könnte ich zu Hause auch haben. Laos ist schon fast in Sichtweite und ich will endlich wieder nen anständigen Sonnenbrand. Wir lesen uns also im „Reich der Millionen Elefanten“ wieder!!